Neue Wege beschreiten: Individuelle BIM-Leistungen als Geschäftsmodell
Neues zu wagen, bedeutet Mut zu zeigen und eingelaufene Pfade zu verlassen. Wer als junges Architekturbüro und neu in der Planungsbranche sein gesamtes Geschäftsmodell auf BIM aufsetzt, beweist großen Mut. Denn die digitale Planungsmethode ist keineswegs etabliert, die damit verbundenen Prozesse sind längst nicht jedem bekannt. JSB Architekten aus Stuttgart sind seit gut vier Jahren am Markt. In dieser überschaubaren Zeit konnten sie eine Vielzahl von Projekten realisieren. Digitale Tools und Online-Plattformen, Bauproduktedatenbanken und BIM-Planungsinformationen begleiten sie seit dem ersten Ser-verstart 2016 in ihrem damaligen Büro.
Der zweite Lockdown steht unmittelbar bevor, als wir mit Sirri El Jundi, einem der drei Partner von JSB Architekten sprechen. Virtuell versteht sich: Er sitzt im Stuttgarter Büro, im neuen Besprechungsraum: „Wir sind vor kurzem umgezogen, das alte Büro ist aus allen Nähten geplatzt. Es läuft sehr gut und wir haben viele gute Aufträge“, erklärt Sirri. Doch müssen diese Projekte auch bearbeitet werden. „Wir suchen ständig nach guten Kolleginnen und Kollegen. Der Markt für Talente ist umkämpft, klar. Dennoch konnten wir in den letzten Jahren immer wieder auch Talente für uns gewinnen, was sicher auch daran liegt, dass wir für digitale, modellbasierte Planung stehen und sehr fortschrittlich sowie effizient arbeiten.“
»Wir sind attraktiv für diejenigen, die keine Lust auf Standardarbeit und 2D-Planung in einem konventionell arbeitenden Architekturbüro haben.«
Sirri El Jundi, Büropartner und Mitgründer bei JSB Architekten, Stuttgart
Der Einsatz digitaler Planungsmethoden, und dazu gehört nicht nur BIM, sind dabei nicht nur Mittel zum Zweck, sondern die wichtige Abgrenzung von konventionell arbeitenden Architektenkollegen. Da die drei Partner ihr Büro in 2016 neu gründeten, setzten sie sofort die internen Workflows bei Planung und Büroorganisation digital auf. Die stetige Prozessoptimierung begleitet JSB bis heute. Sie betrifft vor allem die projektbezogenen Abläufe, setzt sich fort bei der kontinuierlich angepassten Vorlagendatei für das BIM-Planungsprogramm Archicad (wichtig für die exakte Gebäude-Modellierung) oder der Prozessentwicklung in der Zusammenarbeit mit externen Planungspartnern und den Auftraggebern.
JSB Architekten sind Spezialisten, die ihre individuelle Planungsunterstützung meist nach der Baugenehmigungsplanung, also mit der Leistungsphase 5, anbieten. Die JSB-Partner sehen hierin auch gut vier Jahre nach der Bürogründung einen wichtigen Marktvorteil und besetzen damit bis heute eine Marktlücke. Sie arbeiten deutschlandweit mit Architekten zusammen, die sie für die BIM-Ausführungsplanung oder BIM-Gesamtkoordination beauftragen. Hinzu kommen verschiedene mittelständige Bauunternehmen und größere Projektentwickler, die auf ihr umfassendes Know-how setzen.
»Wir geben den Kolleginnen und Kollegen mit unserer Arbeit wertvolle Zeit zurück, die sie in neue, kreative Entwurfsaufgaben stecken können.«
Sirri El Jundi, Büropartner und Mitgründer bei JSB Architekten, Stuttgart
Spricht man mit Sirri über Planungsarbeit am konkreten Projekt, betont er stets die Wichtigkeit der dahinterstehenden Prozesse. Kontinuierlich und alltäglich wird viel Zeit in die stetige Optimierung der BIM-Modellierung, der Projektabläufe und in die Koordinierung der verschiedenen eingebundenen Fachplanungen investiert. Sirri El Jundi: „Wir leisten unseren Beitrag für eine gute Architektur. Und zwar nicht nur, weil unsere BIM-Planungen das Fehlerpotenzial minimieren und Kosten sparen. Wir geben den Kolleginnen und Kollegen mit unserer Arbeit wertvolle Zeit zurück, die sie in neue, kreative Entwurfsaufgaben stecken können.“
»BIM-Bauproduktedatenbanken wie Plan.One,
werden weiter an Bedeutung gewinnen. Da bin ich mir sicher.«
Sirri El Jundi, Büropartner und Mitgründer bei JSB Architekten, Stuttgart
Die digitalen Werkzeuge, die bei JSB zum Einsatz kommen, sind vielfältig. Neben der exzessiv genutzten und ausgereizten BIM-Planungssoftware sind verschiedene Visualisierungs-Tools, Software für die regelbasierte Qualitätskontrolle und verschiedene Lösungen für das Projektmanagement im täglichen Einsatz. Auch Bauprodukteda-tenbanken wie Plan.One finden ihren Platz. Dabei spielt die Qualität der BIM-Datensätze, die zur Verfügung stehen eine große Rolle. Sirri El Jundi: „BIM-Bauproduktedatenbanken wie Plan.One, werden weiter an Bedeutung gewinnen. Die Fülle von Bauprodukten am Markt und die vorhandenen digitalen Bauteil-Datensätzen kann der Einzelne gar nicht mehr überblicken. BIM-Bauproduktedatenbanken liefern Datensätze zu einzelnen Bauprodukten. Idealerweise sind diese Datensätze am besten gleich so gut, dass die Bauteile in der Projektdatei verwendet werden können – Das spart Zeit.“
Tim Westphal
Autor und Branchenexperte, spezialisiert im Architekturjournalismus auf erklärungsbedürftige Themen und komplexe Baugeschichten.