Ökobilanzen für Gebäude – Nachweis der Nachhaltigkeit
Mit quantitativen Vergleichen lassen sich Gebäude besser optimieren und deren Nachhaltigkeit kommunizieren. Ökobilanzen alleine sind zwar zu wenig, um die Qualitäten eines Gebäudes umfassend zu erfassen, aber sie werden, basierend auf wissenschaftlichen Methoden, immer wichtiger für politische Entscheidungen und in Gebäudebewertungen weltweit.
Bereits in den 1970er Jahren wurde versucht, Umweltauswirkungen verschiedener Produkte darzustellen und zu vergleichen. Waren es anfänglich Verpackungsmaterialien, für Rohstoffverbrauch, Energieeinsatz, Stoffströme, die über den gesamten Lebenszyklus erhoben und errechnet wurden, so werden am IBO nun schon seit über 30 Jahren Ökobilanzen für Baustoffe, mittlerweile geregelt durch die Normenreihe ISO 14000, erstellt.
Ob ein Gebäude nachhaltig ist, lässt sich aber mit Ökobilanzdaten für einen einzelnen Baustoff nicht darstellen.
Eine normkonforme Ökobilanz umfasst vier Phasen: die Festlegung von Zielen und Untersuchungsrahmen, die Erstellung einer Sachbilanz (eine Bestandsaufnahme von Input und Output), die Wirkungsabschätzung und schließlich die Auswertung. Bezogen werden diese Zahlen zunächst auf das Gewicht, zum Beispiel auf die Herstellung von 1 kg Mineralwolle oder 1 kg Schafwolle. Dieses kg Baustoff verursacht CO2- und SO2- und andere Äquivalente, die die Auswirkungen in verschiedenen Wirkungskategorien etwa dem Treibhauspotenzial oder dem Versauerungspotenzial beziffern. 36 solcher Umweltparameter werden heutzutage in EPDs (Environmental Product Declarations) ausgewiesen. In dieser Vielzahl liegt jede Menge Spielraum, meist nur für die Expert:innen erkennbar.
Sinnvoll ist es Varianten eines Gebäudes zu vergleichen, indem zum Beispiel der gleiche U-Wert für Bauteile herangezogen wird und dann unterschiedliche Baustoffe berechnet werden. Die sogenannte funktionale Einheit zeigt die Unterschiede. So kann es sein, dass anstelle einer Mineralfaserdämmung unter einer Estrichkonstruktion eine Holzweichfaserplatte eingesetzt wird, die zwar dicker sein muss als die Mineralfaser, ökologisch aber dennoch besser abschneidet. Bei einem Gesamtgebäudevergleich zeigt sich dann vielleicht, dass bei einem kleinen Gebäude der betonierte Keller den weitaus größten Anteil zur Umweltbelastung beiträgt.
Ein Instrument zur ökologischen Optimierung von Gebäuden
Umweltgerechtes Bauen berücksichtigt bestmöglichen Wärmeschutz, erneuerbare Energieträger und ökologische Baustoffe. Für die Bewertung der Baustoffe auf Gebäudeebene kann zum Beispiel der auf der Plattform baubook.info angebotene OI3-Rechner verwendet werden.
Was wird bewertet?
Der Oekoindex OI3 bewertet die ökologische Qualität aller Materialien anhand von den Umweltindikatoren Treibhauspotenzial, Versauerungspotenzial und den Bedarf an nicht-erneuerbarer Primärenergie. Der Oekoindex OI3 kann für Baustoffe, Konstruktionen und gesamte Gebäude berechnet werden. Als Einzahlangabe trifft der Indikator eine quantitative Aussage für das Potenzial zur Klimaerwärmung, zur Versauerung der Umwelt und zum Verbrauch nicht erneuerbarer Energieressourcen.
Das bringt nicht nur klar bezifferbare Varianten, die helfen Entscheidungen für möglichst nachhaltige Bauweisen zu treffen, es bringt auch Punkte in Gebäudebewertungen wie etwa klimaaktiv. Der Oekoindex OI3 kann mit dem kostenlosen Webtool eco2soft berechnet werden. https://www.baubook.at/oekoindex/?SW=35
Auch BNB und DGNB achten auf Nachhaltigkeit mit dem DGNB Kriterium „Ökobilanz des Gebäudes“.
Das Ziel des Kriteriums „Ökobilanz des Gebäudes“ der DGNB ist eine konsequente lebenszyklusorientierte Planung von Gebäuden, um emissionsbedingte Umweltwirkungen und den Verbrauch von endlichen Ressourcen über alle Lebensphasen eines Gebäudes hinweg auf ein Minimum zu reduzieren.
Die normgerechte Erstellung von Ökobilanzen, deren seriöse Interpretation und die Verwendung der Kennzahlen sind aus der Bauplanung nicht mehr wegzudenken, dennoch werden diese Instrumente noch viel zu wenig eingesetzt. Die breitere Anwendung von Ökobilanzen auf Gebäudeebene würde jedenfalls mehr Klarsicht bei der Beurteilung nachhaltiger Bauweisen bringen.
Barbara Bauer
Bauproduktmanagement, Wissensverbreitung und Kommunikation bei dem österreichischen Institut für Bauen und Ökologie IBO.