Gepostet von Tim Westphal
am 12.05.2020
BIM-Ready ohne BIM-Modell
Plugin für Produkt- und BIM-Daten von Plan.One
Plan.One unterstützt den BIM-Prozess aktiv mit einem neuen Plugin, welches die Produktsuche und direkte Einbindung von BIM-Daten und Produktinformationen in die eigene Planungssoftware zum Kinderspiel macht. Das kostenlose Tool steht ab sofort für Revit 2020 und Archicad 23 zur Verfügung.
Ein Werkzeug, zugeschnitten auf den gewohnten BIM-Workflow
Das neue Plugin erleichtert und unterstützt den Prozess für die direkte Einbindung von BIM-Daten und Modellen verschiedenster Bauproduktehersteller in das jeweilige BIM-Planungsprogramm des Architekten oder Fachplaners. Mit dem kostenlosen Tool für Revit und Archicad werden alle auf der Such- und Vergleichsplattform Plan.One zur Verfügung gestellten Produktinformationen und Datensätze direkt in die Software eingebunden. Aktuell steht das Tool in der Beta-Version zum ausführlichen Testen zur Verfügung. Die finale Version mit einem erweiterten Funktionsumfang folgt Ende 2020.
Der Nutzen für den Architekten und Planer liegt vor allem in der nahtlosen Integration von Produkt- und BIM-Daten in seine Planungssoftware, welche in seinen bekannten Workflow bei der Modellierung eingebunden ist. Der Einsatz des Tools ist denkbar einfach. Nach der Installation in die Software kann der Architekt und Planer hier genauso einfach wie auf der Website www.plan.one die passenden Produkte suchen, vergleichen und auswählen. Dabei filtert er das geeignete Produkt in der Plan.One Datenbank aus dem umfangreichen Produktportfolio sowie den verschiedenen Produktbereichen. Ein separater Download, mühsames und händisches Ablegen zum passenden Projekt und das anschließende Importieren eines Produkts in die Planungsdatei entfallen. Per Mausklick ist das ausgewählte Produkt mit den relevanten Infos und der korrekten Geometrie in das Planungsmodell geladen. Dabei kann der Architekt und Planer zwischen vier Optionen der Datenintegration wählen: Material, Schichtbauteil, herstellerseitig bereitgestelltes BIM-Objekt oder selbsterzeugte Family – passend für die jeweilige Planungsphase und die nötige Informationstiefe. Mit der finalen Version des Tools wird die Aktualisierung dann besonders einfach. In den Plugin-Einstellungen lässt sich auswählen, ob Updates automatisch oder manuell geladen werden. Damit steuert der Nutzer selbst, wann Aktualisierungen in seiner Planungssoftware in welcher Form erfolgen dürfen.
Vieles ist mit BIM möglich – doch längst nicht alles fehlerfrei
Der konsequente Einsatz von BIM ermöglicht schon heute in vielen Architektur- und Planungsbüros deutlich optimierte Planungsprozesse und hohe Kostensicherheit in den Projekten. Aktuelle Studien zeigen, dass die digitale Planungsmethode BIM vor allem in der Entwurfs- und Ausführungsplanung, in den Fachplanungen für Statik und Gebäudetechnik sowie in der Massen- und Mengenermittlung genutzt wird. Denn exakte Massen und Mengen sind wichtig für jede korrekte Kostenschätzung und Kostenberechnung. Die Optionen sind damit längst nicht erschöpft. Eine bauteilorientierte BIM-Planung kann zum Beispiel bereits in der Wettbewerbsphase und ebenso für die Erstellung eines individuellen Facility-Management-Modells für den Gebäudebetrieb sinnvoll sein. Modelldaten aus dem Gebäudemodell sind darüber hinaus die Grundlage für die Produktionsdaten von CNC-Fräsen im modernen Holzbau.
Digitale Planungsmethoden helfen dabei, die Arbeit von Planungsteams zu erleichtern und die Kostensicherheit zu erhöhen. Die Zusammenarbeit der Partner in einem BIM-Prozess funktioniert trotzdem nicht immer reibungslos. Die Übergabe von einer in die nächste Spezialsoftware – beispielsweise vom BIM-Planungsprogramm in die Statiksoftware, an den Fachplaner Gebäudetechnik oder in eine Fertigteil-Produktion – ist
bisher noch fehlerbehaftet. Schuld daran sind oft unkorrekt arbeitende Schnittstellen in der Software, die zwar Datenaustauschformate lesen, sie aber nicht 100% richtig interpretieren.
Einen reibungslosen BIM-Prozess erschwert zusätzlich, dass viele Hersteller bisher die Produkte nicht „BIM-tauglich“ gemacht haben. Nur selten liegt es daran, dass sie die Digitalisierung im Bauen verschlafen. Die Ursachen für fehlende BIM-Daten und BIM-Objekte sind eher ein großes Produktportfolio des Bauprodukteherstellers, zahlreiche Produktserien und unüberschaubar viele Modifikationen für verschiedene Märkte in Europa und weltweit. Von dem Ziel, in nur einem digitalen Gebäudemodell, zu jedem Planungszeitpunkt stets die korrekten geometrischen und technischen Daten für alle Projektbeteiligten und in der identischen Qualität zu
erhalten, sind wir aus den vorgenannten Gründen bisher noch meilenweit entfernt.
Open BIM oder Closed BIM? Die Zukunft wird es zeigen
Das IFC-Dateiformat ist für den Hochbaubereich das wichtigste Austauschformat und ermöglicht einen herstellerneutralen sowie softwareunabhängigen Datenaustausch. Dieser offene, kollaborative Planungsansatz wird „Open BIM“ genannt. Die beiden Formate IFC und BCF (BCF dient stark vereinfacht dem Austausch der Beteiligten über Problempunkte und Fragen im Projekt), sind wichtige Grundlagen von Open BIM. Darüber hinaus sind noch Formate wie CoBie (Bereich Gebäudebetrieb) oder gbXML (für gebäudetechnische oder bauphysikalische Simulationen) zu nennen. Alle professionellen Planungslösungen sind heute in der Lage, IFC-Dateien auszugeben, einzulesen und zu interpretieren und immer mehr implementieren zusätzlich BCF. In dieser softwareübergreifenden Arbeitsweise liegt aber gleichzeitig der Hauptgrund für einen fehlerhaften Austausch von Planungsinformationen: Nicht alle Programme können IFC gleich gut „verstehen und sprechen“.
Anders verhält es sich bei einer Zusammenarbeit in einem geschlossenen, dem sog. „Closed BIM“-Umfeld. Bei Closed BIM arbeiten alle Planungspartner gleichzeitig in einem Gebäudemodell und tauschen ihre Planungsinfos in einem vorgegebenen, proprietären Dateiformat nur eines Herstellers miteinander aus. Diese Arbeitsweise verringert die Fehlerquote durch Interpretationsfehler, denn IFC und BCF spielen hierbei keine Rolle. Closed BIM schränkt jedoch die freie Wahl der Planungsprogramme stark ein: Projektbeteiligte müssen ggf.
sogar neue Programmlizenzen erwerben, um im Projekt mitarbeiten zu können.
An der für alle besten und möglichst fehlerfreien Lösung, egal ob nun Closed BIM oder Open BIM, arbeiten viele Softwarehersteller, Forschungsinstitute, Verbände und Initiativen sowie die Bauindustrie. Anstrengungen und Entwicklungen aus der Branche legen aktuell nahe: Open BIM setzt sich langfristig durch. Eine ganzheitliche Lösung wird jedoch noch länger auf sich warten lassen.
Mark Baldwin ist der Autor des erfolgreichen Fachbuchs „Der BIM-Manager“, das bereits in mehreren Sprachen erschienen ist. Darüber hinaus ist er Geschäftsführer der Digital Insights GmbH und Co-Studiengangleiter, Digital Construction an der Hochschule Luzern. Wir haben Mark Baldwin zwei Fragen zur Zukunft von Open und Closed BIM und zum Nutzen von Plugins im BIM-Prozess gestellt.
Zwei Fragen an: Mark Baldwin.
1. Open vs. Closed – welchem BIM-Ansatz gehört die Zukunft?
Mark Baldwin: Wir werden sicherlich einen Wandel sowohl bei Open BIM- als auch bei Closed BIM-Lösungen erleben, hin zu einem agileren Arbeiten.
Open BIM ist ein wesentliches Mittel zur Kollaboration zwischen verschiedenen Softwarepaketen. Dies ist sicherlich in Mitteleuropa der Fall, wo es weniger eine Dominanz eines einzigen Softwareanbieters gibt. Im Moment hat es gewisse Einschränkungen, die teilweise einen Mehraufwand bedeuten. Wir sehen aber bereits die ersten Entwicklungen zu flexiblen, offenen Standards.
Closed BIM, oder besser gesagt „Native BIM“, erfährt ebenfalls eine wichtige Entwicklung durch die vermehrte Verwendung von API’s ¹ für eine bessere Integration von Software direkt in die BIM-Software. Ich erwarte jedoch, dass wir auch bei Closed BIM-Projekten einen offeneren Austausch sehen werden, wenn zusätzliche Werkzeuge in die Software-Landschaft des Projekts gebracht werden müssen. Hier beziehe ich mich unter anderem auf die wachsende Nutzung von BCF ² für das Pendenzen ³-Management, sowie auf das sich entwickelnde Konzept der openCDE ⁴.
2. Wie können technische Lösungen, z.B. herstellerübergreifende Plugins, den BIM-Prozess zukünftig unterstützen?
Mark Baldwin: Software-Plugins, die eine bessere Software-zu-Software, also API-Integration unterstützen, werden immer häufiger eingesetzt werden. Sowohl die Entwicklung solcher Plugins als auch die Entwicklungen der buildingSMART in Hinblick auf die Zukunft von IFC, werden in den kommenden Jahren einige bedeutende Veränderungen erleben. Die IFC-Erweiterung in der Semantic-Web-Sprache OWL (ifcOWL ⁵) wird zweifellos einige bedeutende Entwicklungen in diesem Bereich mit sich bringen, so unter dem Aspekt von Linked Data ⁶ .
1: API ist eine Schnittstelle zur Programmierung von Anwendungen eines Softwaresystems, das anderen Programmen zur Anbindung an die Software zur Verfügung gestellt wird.
2: Umfangreiches Kommentarwerkzeug, das stark vereinfacht dem Austausch der Beteiligten über Problempunkte und Fragen im Projekt dient.
3: Aufgabenmanagement für die strukturierte Weitergabe von Aufgaben via BCF-Datei.
4: Ein offenes Common Data Environment (openCDE) vereinfacht die Kollaboration der Planungsbeteiligten durch die zentrale Erfassung, Speicherung und Organisation von Daten und Informationen innerhalb eines BIM-Prozesses.
5: Damit lassen sich Gebäudedaten mithilfe modernster Web-Technologien (Semantic Web und verknüpfte Datentechnologien) darstellen.
6: Verknüpfte Daten (auch Linked Data) sind strukturierte Daten, die so mit anderen Datenquellen verknüpft sind, dass sie durch semantische Abfragen sinnvollere Ergebnisse abbilden.