Company Building in der Baubranche
Das eigene Unternehmen als Startup-Schmiede
Eine innovative Idee, ein gutes Geschäftsmodell gepaart mit einem detaillierten Businessplan und notwendigem Anschubkapital: So gingen die Startups in der Jahrtausendwende an den Start. Fast alle gibt es nicht mehr; die „DotcomBlase“ (oder „New Economy Bubble“) hat sie in den frühen 2000er Jahren vom Markt gefegt. Exponentielles Wachstum war das Ziel dieser Internet-Unternehmen. Etliche gingen gleich nach ihrer Gründung an die Börse, um weiteres Kapital einzusammeln. Ein markt- und entwicklungsfähiges Produkt gab es selten. Der Goldgräberstimmung von damals folgte oft ein beispielloser Absturz.
Als Garage Company gestartet, zum gefeierten Unicorn herangewachsen und mit einem immensen Gewinn nach einigen Jahren verkauft: So sieht der Traum vieler Startup-Gründer aus. Die Geschichte von Spotify Zalando, Uber, AirBnB oder Twitter und PayPal zeigt, dass es möglich ist. Und viele tragen das Gen zum Erfolg. Die vorgenannten Unternehmen sind längst keine Startups mehr, sondern feste Marktgrößen. Damit das möglich wird, unterstützen Partner wie WallWorks beim Durchstarten – jedoch anders, als bisher üblich.
Startup heißt: Geldverdienen. Doch nicht um jeden Preis
Heute hat sich an den Startup-Basisgrößen 1. Innovation, 2. gutes Geschäftsmodell, 3. realistischer Businessplan und 4. notwendige Kapitaldecke nichts geändert. Alles andere jedoch grundlegend. Zumindest für den, der nachhaltig erfolgreich sein will und sein Unternehmen auf ein breites Fundament stellt. Dennoch gilt: ein Startup muss weiterhin schnell erfolgreich sein. Vor allem, wenn ein Venture Capitalist (VC), ein Wagnisgeldgeber, in das Unternehmen einsteigt. Der VC bietet oft Kapital in einer Größenordnung, das eine Bank nicht zur Verfügung stellt – allerdings mit der Gefahr, Geschäftsentscheidungen nur gewinnorientiert zu fällen und damit das Produkt in den Hintergrund zu rücken.
In den vergangenen Jahren setzen immer mehr gestandene Unternehmen aus dem Mittelstand auf ihre eigene Innovationskraft und gründen Startups. Das gilt ebenso für die Baubranche, die noch am Anfang steht, wie WallWorks Gründer Georg Stampfl aus Wien darlegt. Sein Unternehmen unterstützt Mittelständler in der Baubranche, eigene Innovationsansätze in neue Startups zu überführen. WallWorks verfügt über Ressourcen und unternehmerisches Know-how, hinzu kommt ein breites Netzwerk an Spezialisten, die für die verschiedenen Aufgaben bei der Startup-Gründung notwendig sind. WallWorks ist ein Company Builder.
Company Builder ebnen den Weg
Der wesentliche Unterschied zu klassischen Startups, bei der die Innovation eher von einzelnen Personen oder Institutionen kommt, liegt im strukturierten und wiederholten Aufbau von mehreren Startups in enger Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen. Hier wird die Neugründung direkt aus dem Unternehmen befördert. Auf die Bauindustrie bezogen heißt das: Im ersten Schritt entwickelt ein Bauproduktehersteller gemeinsam mit WallWorks eine Idee iterativ und kundenzentriert, im zweiten Schritt wird ein Team zur Umsetzung zusammengestellt – aber nur wenn sich zeigt, dass das Projekt vielversprechend ist. Georg Stampfl: „Innerhalb einer etablierten Company-Struktur ist es schwer, neue Themen anzustoßen. Da gibt es starre Beschaffungsprozesse, umfangreiche Berichtshierarchien, eine Brand Legacy und andere Innovationsblocker. Ein etabliertes Unternehmen ist wie eine gut geölte Maschine. Im eigenen Markt kann man immer optimierter funktionieren und wird stetig besser. Aber wenn es an neue Kunden oder neue Märkte geht, sind dort plötzlich andere Prozesse, andere Unternehmensstrukturen nötig. Also braucht man einen Sandkasten, ein Spiel- und Testlabor, wo neue Dinge einfach mal ausprobiert werden.“
WallWorks hat die Baubranche als hoch spannenden Sektor für das Company Building ausgemacht: Die Digitalisierung der Branche beginnt hier gerade erst. Es liegt viel Potenzial in Tools, die diesen Prozess begleiten. Und vor allem deutsche Mittelständler sind bereit, in eigene Innovationen und Ausgründungen zu investieren. Beim Blick über den Atlantik in Richtung USA zeigt sich, wie viele Venture-Capital-Geber bereits in die Bauindustrie investieren. Katerra ist das aktuell bekannteste Beispiel. Das kalifornische Unternehmen verfolgt die Idee, ein Gebäude ähnlich wie ein Auto zu produzieren. Die Zielrichtung ist klar: nach vorn und die Nummer Eins werden im Baubereich, global, durch Vorfertigung, digitale Planung und höchste Effizienz in der Bauphase.
Georg Stampfl erkennt vier Vorteile bei einer Startup-Ausgründung aus einem Unternehmen:
1. Zugriff auf Talente: Unternehmerisches, digitales Talent zu finden wird immer schwerer. Wir sind aktuell in einem Arbeitnehmermarkt. Die Anforderungen an Arbeitgeber sind sehr hoch. Was ist also das Ziel, der Grund, warum ich dort arbeiten sollte; was bietet ein Unternehmen mir, neben dem Gehalt?
2. Geschwindigkeit: Ein neues Produkt, Service oder Geschäftsmodell kann viel schneller entwickelt und getestet werden. Heutzutage geht Geschwindigkeit vor Unternehmensgröße – also „Speed is the new scale!“.
3. Risikoreduktion: Die Reputation meiner Marke bleibt erhalten, auch beim Scheitern des Projekts. Projekte ohne Erfolgsaussicht werden rasch wieder beendet, ohne unnötig Geld zu verbrennen.
4. Die Möglichkeit das Beste aus beiden Welten zu kombinieren: Also finanzielle Ressourcen, vorhandene Distributionskanäle, Kundenzugänge und Marktpräsenz des Mutterunternehmens werden mit der Geschwindigkeit und Agilität eines Startup-Umfelds verbunden.
Hohe Ausschussquote – hohe Erfolgswahrscheinlichkeit
Längst nicht jede Idee, mit der Unternehmen bei Georg Stampfl auflaufen, hat das Zeug zum „Venture“, wie er es nennt: „WallWorks erhöht aber die Erfolgswahrscheinlichkeit drastisch. Wir wollen zwei oder drei Ventures in den kommenden Monaten etablieren. Diese müssen dann erfolgreich sein. Die Ratio ist dabei bei ca. 1 %. Das bedeutet, dass bei 300 Vorschlägen und Ideen drei dabei sind, die auch tatsächlich das Potenzial für eine erfolgreiche Ausgründung haben.“
Um im Baubereich erfolgreich zu sein, muss ein Company Builder zwei wesentliche Faktoren vereinen. Im B2B Bereich ist der Branchenfokus elementar. Nur durch diese Spezialisierung und Vertiefung auf einen spezifischen Bereich, kann darin die notwendige Fachexpertise aufgebaut werden. Der zweite Punkt ist die unternehmerische Erfahrung, so Georg Stampfl: „Das war ein grober Fehler der ersten Company Builder. Es wurden unerfahrene Leute drangesetzt. Nötig sind aber erfahrene Mitarbeiter, Seniors, ein guter Mix aus Leuten mit großem branchenspezifischem Fachwissen und Leuten mit Erfahrung im Aufbau neuer Unternehmen. Der Fokus wird klar auf das Produkt gelegt. Wir nehmen den Teams Themen wie Administration sowie Recruiting ab und schaffen den Zugang zu Corporate- und Investment-Partnern. Unsere Teams können sich somit voll und ganz auf die Produktentwicklung konzentrieren. Die Finanzierung ist sicher und es gibt immer ein potenzielles Exit-Szenario, z.B. für einen der Corporate Partner im Projekt.“
Der eigene Erfolg misst sich am Erfolg der Startups
Company Building entwickelt sich bereits in vielen Bereichen und zeigt überdurschnittlich hohe Erfolgsquoten. Der Bausektor kommt nun hinzu und Company Builder wie WallWorks und Georg Stampfl werden in absehbarer Zeit noch viel zu tun haben. Dennoch ist ihr Geschäft und die Konkurrenz hart: „Unser Erfolg misst sich immer am Erfolg der Startups, die wir über die ersten drei Jahre entwickeln. Wir sind noch recht neu im Markt und haben ein Hauptziel für die kommenden zwölf Monate definiert: die ersten erfolgversprechenden Projekte starten und weiterhin ein gutes Partner-Portfolio aufbauen. Wir arbeiten bereits an zwei Projekten in einer noch frühen Phase. Und dann gibt es noch, sozusagen, ein Sub-Ziel. Wir brauchen Talente bei WallWorks. Wir wollen hoch attraktiv sein für talentierte Mitarbeiter. Das ist genauso wie in der Bauindustrie: Entscheidend sind nicht die Werkzeuge allein, mit denen wir arbeiten, sondern vielmehr, wer die Werkzeuge bedient!“
Tim Westphal
Autor und Branchenexperte, spezialisiert im Architekturjournalismus auf erklärungsbedürftige Themen und komplexe Baugeschichten.